Eine kontinuierliche Forschungsaktivität ist für die Weiterentwicklung und Optimierung etablierter medizinischer Verfahren generell unerlässlich. Gerade in der Versorgung von Kindern gibt es dabei einen erheblichen Bedarf spezielle Krankheitsbilder besser zu verstehen, um die bisherigen Versorgungsmöglichkeiten altersentsprechend optimieren zu können. In dem Schwerpunkt Kinderneurochirurgie werden daher entsprechende Forschungsschwerpunkte verfolgt. Beispiel dafür ist die Erforschung der molekularen Ursachen (sogenannte Pathophysiologie) der unterschiedlichen Formen des Hydrozephalus (bei Frühgeborenen mit intraventrikulärer Blutung, bei Kindern mit offenen Rückenmarkfehlbildungen, Aquäduktstenosen und anderen Erkrankungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erforschung von molekularen Veränderungen im Nervengewebe bei spinalen Dysraphien (mehr über spinale Fehlbildungen), die zu den bisher teilweise unzureichend zu behandelnden Spätfolgen (Hydrozephalus, Tethered Cord Syndrom u.a.) führen können. Daneben werden verschiedene klinische Fragestellungen in entsprechenden lokalen und überregionalen Studien verfolgt. Auch die Lebensqualität und Bedarfsermittlung von Kindern und deren Eltern bzw. primär versorgenden Bezugspersonen ist ein Fokus, der in dem neurochirurgischen Kinderschwerpunkt verfolgt wird. Ein weiteres Anliegen die Optimierung der Versorgung von Patienten mit Spina Bifida: Im Rahmen eines überregional angelegten Projektes zur Register-basierten Datenerfassung seltener und komplexer Krankheitsbilder ist die Etablierung einer systematischen und Praxis-orientierten Befunddokumentation zur Verbesserung der interdisziplinären ambulanten Versorgung ein weiteres zentrales Projekt unseres Schwerpunktes. Die verschiedenen Forschungsschwerpunkte werden mit entsprechenden nationalen und internationalen KooperationspartnerInnen verfolgt. Die Projekte sind teilweise in Promotionsverfahren mit der entsprechenden Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten von DoktorandInnen integriert. Der kinderneurochirurgische Schwerpunkt ist darüber hinaus in einer Vielzahl unterschiedlicher Lehrveranstaltungen der UMG involviert (Studentische Lehre, Wahlfach Kinderonkologie, Wahlfach Kinderchirurgie, Campus Lehre für Mediziningenieure.
Die TROPHY Register-Studie ist eine internationale, multizentrische Online-Studie zur vergleichenden Untersuchung gängiger chirurgischer Therapieverfahren bei Früh- und Neugeborenen mit perinataler germinaler Matrixblutung (IVH). Ziel der Studie ist eine valide Vergleichsdatenlage durch homogen dokumentierte Parameter zu schaffen und so das klinische Management und die langfristigen Therapieergebnisse für diese hoch vulnerable Patientengruppe zu optimieren.
Die pedCCR-Register-Studie ist ebenfalls international, multizentrisch konzipiert. Die Online-Studie zielt auf die Versorgung von Kindern mit knöchernen Schädeldefekten nach Dekompressions-Operationen ab. Auch hier soll eine suffiziente Vergleichsdatenlage bei Kindern aller Altersgruppen nachhaltige Erkenntnisse zum klinischen Management und geeigneter Implantate und Materialien liefern. Geplanter Beginn der Studie ist Anfang 2022.
Das Hydrozephalus & Shunt Register Netzwerk ermöglicht eine überregionalen Informationsaustausch von verschiedenen Zentren mit kinderneurochirurgischem Schwerpunkt zur Hydrozephalus-Behandlung durch Shunt und Neuroendoskopie. Eine sorgfältige und lückenlose Dokumentation essenzieller, relevanter Parameter zum Therapieverlauf und zu den unterschiedlichen Implantaten und Druckstufeneinstellungen schafft die Basis für neue Erkenntnisgewinne und eine Optimierung der Hydrozephalus Behandlung und Nachsorge im Kindesalter.